Demenz ist ein sehr vielschichtiger und oft auch angstauslösender Begriff.
Aber warum haben wir alle so viel Angst davor?
Ich habe mehr Angst, mir ein Bein zu brechen, als an Demenz zu erkranken. Mal ganz ehrlich, wir wissen doch gar nicht, wie es ist. Ja, wir sehen von außen betrachtet, wie sie sich äußert, welche Symptome es gibt, aber was im Inneren vor sich geht, kann keiner sagen. Ich denke jeden Tag darüber nach.
Wie fühlt es sich an?
Wie nimmt man seine Umwelt wahr?
Das Einzige, was wir gelegentlich bekommen, sind Äußerungen von Bewohner:innen. Beispielsweise meinte einmal eine Bewohnerin: „Ich höre, dass du etwas sagst, verstehe aber deine Worte nicht.“ Oder: „In mir ist nur Müll.“ Noch schwieriger macht es, dass sich jede „DEMENZ“ anders äußert. Jeder Mensch ist individuell. Jede „DEMENZ“ ist individuell.
Immer wieder bekomme ich auch Sätze zu hören wie: „Hoffentlich werde ich nicht so.“ Ich entgegne dann immer mit dem gleichen Satz, zum Erschrecken meines Gegenübers: „Ich hoffe, ich werde mal so.“
Wieso eigentlich nicht?
Es kann doch auch schön sein, in einer „eigenen“ Welt zu leben, oder nicht?
Jeden Tag eine andere erschreckende Botschaft. Dann werde ich doch lieber dement als depressiv! Demenziell erkrankte Menschen sind von solchen Gedanken befreit. Ich würde auch sagen, sie sind FREI. Sie sind in einer Art und Weise eingesperrt im eigenen Körper, aber zugleich auch frei. Erlöst von jeglichen Zwängen unserer Gesellschaft, von dem Leiden, was uns außerhalb von unseren 4 Wänden erwartet. Keine verantwortliche Rolle mehr spielen. Sie geben nun ihre Rollen, die sie ein lebenslang tragen mussten, ab, um endlich frei zu sein. Ich werde mir immer wieder meinen Kopf darüber zerbrechen.
Es gibt immer Schattenseiten, aber wir müssen auch lernen, dass hinter jeder Schattenseite auch Licht sein muss, und dieses Licht, egal, wie hell es noch flackert, müssen wir greifen und festhalten.